Reise in eine düstere Vergangenheit – Besuch der Gedenkstätte Dachau

Geschichten sind spannend und können lustig sein, sodass man darüber lachen muss.

Es gibt aber auch Geschichten, bei dem einen zum Heulen zu Mute ist und die einen so sehr berühren, dass sie einen auch Tage danach nicht loslassen. Viele Geschichten solcher Art haben sich im Konzentrationslager Dachau abgespielt, zur Zeit des Dritten Reiches in Deutschland, als Adolf Hitler an der Macht war. Man selbst hat schon Bücher darüber gelesen, Filme gesehen und im Geschichtsunterricht darüber geredet: In den Jahren 1933 bis 1945 ist sehr viel Schreckliches passiert. Und damit sich die Geschichte von damals nicht wiederholt, veranstaltet unsere Peter-Henlein-Realschule jedes Jahr eine Fahrt zur Gedenkstätte in Dachau für die zehnten Klassen. Unser Tourguide holte uns am Eingang ab und erzählte erst einmal Grundlegendes über den Ort:

„Dachau war kein Vernichtungslager, sondern nur ein Arbeitslager. Man hat hier auch medizinische und wissenschaftliche Versuche durchgeführt, deren Ergebnisse für die Wissenschaft völlig bedeutungslos waren und nur dem Zweck dienten, Menschen zu Tode zu quälen.“

Viele Deutsche haben nach Kriegsende 1945 gesagt, sie hätten nichts vom Holocaust gewusst.  Man konnte sich damals als Bauer oder Firmeninhaber Arbeitssklaven vom KZ holen, um die Ernte einzubringen oder als einfache Arbeiter im eigenen Betrieb. Wenn man dann diese Menschen gesehen hat: völlig ausgehungert, zerrissene Häftlingskleidung, abgemagert bis auf die Knochen – konnte man da wirklich so blind sein, um nichts zu sehen? Herr May, der Geschichtslehrer der 10e, sagt dazu immer: „Wer etwas wissen wollte, konnte es wissen. Aber das wollte niemand.“ Denn damit wäre man früher oder später auf dem Radar der Nazis gewesen und damit in Gefahr gelaufen, selbst im KZ oder im Gefängnis zu landen.

Im KZ gab es zwei wichtige Überlebensstrategien:

  1. Arbeitsfähig bleiben
  2. In der Menge untergehen und bloß nicht auffallen

Wer nicht mehr arbeiten konnte, wurde als „unwertes Leben“ erachtet. Und wenn man nicht mit der Menge verschmelzen konnte, war man den Aufsehern ein Dorn im Auge gewesen und hatte täglich Demütigungen, Schläge, Strafen zu ertragen.

Das erste Gebäude, das man als Häftling zu Gesicht bekam, war das sogenannte Jourhaus. Hier befinden sich auch die berühmten Worte in dem schmiedeeisernen Tor: Arbeit macht frei. Als nächstes kamen alle Häftlinge in den Schubraum. „Schub“ heißt Gefangenentransport. Dort musste man seine gesamte Kleidung samt Unterwäsche abgeben und alle persönlichen Gegenstände. Die Sachen wurden registriert und in Tüten verpackt, auf dem Dachboden eingelagert, falls man freikam. In Vernichtungslagern wurden die Sachen danach in Deutschland wiederverkauft. Kaum einer fragte sich, woher denn die teuren Uhren mitten im Krieg kamen…

Läuft man vom Schubraum nun quer über den riesigen Appellplatz, kommt man zu den Baracken. Die sind in Dachau allerdings nicht mehr original. Nach Kriegsende gaben die Amerikaner sie frei und man besetzte sie mit Flüchtlingen. Danach riss man sie ab, da das Baumaterial schon porös war. Man hat deswegen zwei Baracken rekonstruiert und die anderen 16 auf jeder Seite durch ein Fundament im Boden angedeutet.

Für Propagandafotos sollten damals die einfachen Holzdielen glänzen wie Parkettböden. Das war die Arbeit der Häftlinge. Sie versuchten es mit Benzin, aber Margarine von ihrer eigenen Essensration eignete sich am besten. Wer sein Bett nicht perfekt machen konnte, wurde entweder grausam bestraft.

Als der Rundgang zu Ende war, sagte unser Tourguide: „Je mehr Menschen eine Gesellschaft hat, die Courage zeigen, desto weniger Helden braucht es! Deswegen, zeigt Courage! Die Ausgrenzung von Menschen ist der Beginn einer Tragödie!

Insgesamt lässt sich sagen, dass der Besuch in Dachau sehr emotional war und eine Erfahrung ist, die man nie vergessen wird. Ich finde, dass es sehr wichtig ist, diese Erfahrung dort zu machen.

Wir haben den Fehler einmal gemacht, Menschenrechte massiv zu ignorieren – machen wir ihn nicht ein zweites Mal!